Geschichte Präzisionsorientieren in Deutschland

Bereits den 1980er Jahren wurden verschiedene Versuche unternommen, Menschen mit Behinderung den Zugang zum Orientierungssport zu ermöglichen, unter anderem mit einer Art Rollstuhl-Orientierungslauf. Einen neuen Ansatz verfolgte schließlich das Trail Orienteering, das Anfang der 1990er Jahre mit dem Ziel entwickelt wurde, ausschließlich die orientierungstechnische Leistung als Wettkampfgrundlage zu verwenden und so für Menschen unterschiedlichster körperlicher Leistungsfähigkeit die gleichen Chancen im Wettkampf sicherzustellen.

 
Internationale Entwicklung

Im Jahr 1992 wurde Trail-O als offizielle Orientierungssportart innerhalb der IOF anerkannt. Im Jahr 1994 wurden erstmals Europameisterschaften ausgetragen und zunächst jährlich veranstaltet. Im Jahr 1999 wurde von der IOF ein Weltcup ins Leben gerufen, der wiederum 2004 durch die seither jährlich stattfindenden Weltmeisterschaften ersetzt wurde. Europameisterschaften werden aktuell im Zwei-Jahres-Rhythmus jeweils in den geraden Jahren durchgeführt, auch Asienmeisterschaften kommen zur Austragung.

Während früher die Trail-O-Weltmeisterschaften meist am Rande der bzw. zusammen mit den Weltmeisterschaften im Orientierungslauf ausgetragen wurden, sind die Trail-O-Meisterschaften mittlerweile eigenständige Veranstaltungen. Traditionell werden sowohl die offene als auch die P-Kategorie ("physically challenged") ausgetragen. Dieses Miteinander von Sportlern mit und ohne körperlicher Beeinträchtigung macht den Trail-O-Sport bis heute aus.

Im Jahr 2013 wurde erstmals der inoffizielle "European Cup in Trail Orienteering" (ECTO) als Wettkampfserie aus bis zu zehn Trail-O-Wettkämpfen in verschiedenen Ländern ausgetragen. Seither hat sich der ECTO zur zentralen Serie im Trail-O-Sport entwickelt. Seit dem Jahr 2018 wiederum wird seitens der IOF auch im Trail-O eine offizielle Weltrangliste geführt.

In den Anfängen der Sportart wurde lediglich die heute als "PreO" bekannte Form des Präzisionsorientierens ausgetragen. Die Ergebnisse der Zeitkontrollen flossen damals noch in das Punkte-Ergebnis der Athleten ein, mittlerweile sind dort nur noch die Sekunden und eine eventuelle Strafzeit entscheidend. Die für mehr Öffentlichkeitswirksamkeit entwickelte Disziplin "TempO" wurde im Jahr 2007 erstmals international getestet, im Jahr 2010 als "TempO World Trophy" im Rahmen der WM ausgetragen und schließlich 2013 - ausschließlich mit einer offenen Kategorie - ins offizielle WM-Programm aufgenommen. Im Jahr 2016 wurde die vorherige Teamwertung durch den Staffelwettbewerb mit drei Athleten ersetzt.

 
Präzisionsorientieren in Deutschland

Deutschland war bereits in den Anfängen der in den 1990er Jahren noch jungen und als "Trail Orientierung" bezeichneten Orientierungssportdisziplin aktiv präsent. Mann der ersten Stunde war dabei Peter Gehrmann (ASG Teutoburger Wald) der unter anderem in den Jahren 1998 und 2002 zwei Mal die Trail-O-Europameisterschaften im westfälischen Schloß Holte-Stukenbrock als Gesamtleiter organisierte.

Seit den Anfängen der Trail-O-Weltmeisterschaften ist Anne Straube (SV Lengefeld) als Athletin in der Weltspitze präsent. Sie sorgte auch im Jahr 2008 in der Tschechischen Republik mit dem Gewinn des Weltmeistertitels im PreO in der offenen Kategorie für den bislang größten deutschen Erfolg im Trail-O. Weiteres Aushängeschild ist seit Jahren auch Christian Gieseler (OLG Siegerland), der sowohl in der damaligen paralympischen als auch in der offenen Kategorie bereits mehrere Spitzenplatzierungen erringen konnte.

Während deutsche Athleten über all die Jahre international regelmäßig bei Welt- und Europameisterschaften am Start waren und dort regelmäßig für gute Platzierungen sorgten, kam das nationale Trail-O-Geschehen Mitte der 2000er Jahre vollkommen zum Erliegen. Keinerlei Veranstaltungen, kein Nachwuchs und nur geringe Kenntnisse über den Trail-O-Sport waren die Folge.

Um die Sportart wieder zu etablieren, hat die Bundestagung OL im Deutschen Turner Bund (DTB) im Jahr 2017 die Einführung der Funktion eines Beauftragten für Trail-O im Technischen Komitee Orientierungssport beschlossen. Seit Ende 2018 ist die Funktion schließlich mit Ralph Körner (OLV Landshut) besetzt. Seither ist ein erfreulicher Anstieg der Aktivitäten im Trail-O-Sport, für den mittlerweile "Präzisionsorientieren" als offizielle, weil passendere deutsche Bezeichnung gewählt wurde, zu verzeichnen.

Unter anderem gibt es seit 2019 wieder Trail-O-Veranstaltungen in Deutschland, die Zahl der Aktiven steigt und in den Jahren 2018 und 2019 konnte Deutschland auch erstmals Staffelteams bei Europa- und Weltmeisterschaften ins Rennen schicken, die die Wettbewerbe gleich mit Diplomplatzierungen erfolgreich abschlossen.

Quellenangaben und Bildermaterial auf o-sport.de