24. Mai 2021
Seit vielen Jahren verziert eine Dose mit mehreren historischen Karten mein Orientierungslauf-Fach in der Schrankwand. Die Aufschrift MS72 - ČSSR ist mir dabei eher beiläufig nach einem Facebook-Eintrag vom Schweizer Spitzenläufer Daniel Hubmann aufgefallen. Das Interesse an der WM 2021 stieg umso mehr als ich die historischen WM-Unterlagen studierte. Parallel dazu war eine Wanderung im Weltcup-Gebiet von 2004 der familiäre Auftakt zum OL am kommenden Wochenende in der Sächsischen Schweiz.
Wenn man schon das gesamte Leben mit dem Orientierungssport verbringt, dann sammeln sich fast zwangsläufig unzählige Materialien dazu an. Viele davon sind mit persönlichen Erinnerungen beim Orientierungslauf irgendwo in Europa – oft auch im Landes- oder Nationalkader - verbunden. Nicht wenige davon hat man aber auch von älteren Generationen erhalten. So erhielt ich die Dose vermutlich aus der Familie von einer der erfolgreichsten DDR-Läuferinnen (siehe 38 Jahre OL in der DDR / S.42).
Im Zuge der Digitalisierung historischer Karten für das Kartenverzeichnis O-Maps landeten in jener Dose genau die Karten, bei denen schon alleine der Anblick Lust auf Orientierungslauf macht. Dazu zählen z.B. verschiedene OL-Karten vom Gelände an der Ostsee oder auch die Karte Sosnová bei Česká Lípa. Historische Felskarten aus der Sächsischen Schweiz sind natürlich auch in der Dose.
Nach dem Eintrag von Daniel Hubmann mit historischen Trainingssachen fielen mir dann die Unterlagen ein, welche ich für die historische Seite von o-sport.de gescannt hatte. In der IOF-Mitteilung von 1972 über die WM in Tschechien bestand dann der Bezug zu meiner Dose und eben jenen Sachen von Daniel Hubmann.
Erst dann wurde mir nochmals bewusst, dass die WM 2021 auch in Tschechien ausgetragen wird. Sperrgebiete sind in der Gegend von Liberec und Česká Lípa ausgewiesen.
Auch dabei bestehen zahlreiche Erinnerungen an fordernde Trainingslager und Wettkämpfe in den Felsgebieten rund um den Machasee – inklusive entsprechendem Rahmenprogramm in lauen Sommernächten im „Ibiza des Ostens“. Unzählige Trainingskilometer in den Skigebieten unweit von Liberec prägten jahrelang die Saisonvorbereitung als Nationalläufer.
All das ist inzwischen lange vorbei. Zahlreiche Parameter haben sich inzwischen geändert. Nichts desto trotz sind einige Erinnerungen von damals bis heute allgegenwärtig.
So sehe ich vor dem geistigen Auge bis heute die Läufer in den Felsgebieten der Sächsischen Schweiz ihre Bahnen rund um den Katzstein ziehen. Im Jahre 2004 wurde dort das Weltcup-Finale ausgetragen. Schon damals durfte ich eben jenen Daniel Hubmann im Wald fotografieren. Ein stets freundlicher Wirt in der inzwischen wieder geöffneten Katzsteinbaude sowie verhältnismäßig wenige Touristen machen das Gebiet bis heute zum entspannten Ausflugsziel – egal ob zum Wandern, Saisonabschluss oder zum Boofen.
Am kommenden Wochenende finden unweit davon zwei Orientierungsläufe statt – über die Langdistanz und die Mitteldistanz. Die Startlisten sind gut gefüllt und die Vorfreude steigt von Tag zu Tag :-)
