DTB und DOSV

6. Juni 2021

Nach den vergangenen Entwicklungen gibt es dann doch mal ein paar Zeilen zur Historie und den Eckpunkten, welche nicht auf der offiziellen Homepage o-sport.de niedergeschrieben sind. Hintergrund war die Äußerung des bayerischen Ministerpräsidenten zur demnächst stattfindenden Fußball EM dann 14000 Zuschauer in das Münchner Stadion zu lassen.

Auf der Seite des bayerischen Turnverbandes lese ich im Gegensatz zu dieser Lockerungspolitik für die Bayerischen Meisterschaften und den Bayerncup am übernächsten Wochenende eine Testpflicht.

Die Grundlage der im Text dargelegten Eckpunkte bildet der umfangreiche Mailverkehr und einige Gespräche die vergangenen Jahre bei der Recherche zur Geschichte des Orientierungssports in Deutschland. Dabei habe ich viele Fragen gestellt und inzwischen viele Antworten erhalten. Der allgemeine Rahmen kann inzwischen auf der Geschichtsseite von o-sport.de nachgelesen werden. Zahlreiche Quellen und Bilder auf den Seiten belegen die Eckpunkte und erläutern den Sachverhalt umfangreich.

DSV (Deutscher Skiverband) zum DTB (Deutscher Turner-Bund)
Die wesentliche Frage, welche ich mir ganz am Anfang stellte, war die Art des Übergangs vom Deutschen Skiverband zum DTB in 70igern des vergangenen Jahrhunderts. Stichwort: Geschichte wiederholt sich. Dass dies alles andere als harmonisch verlief, konnten Zeitzeugen von damals berichten. Nicht zuletzt wurde mit den OL-Nachrichten versucht den Graben zwischen den Vereinen pro DTB und pro DSV ein wenig zu verringern, was allerdings wohl nur in Ansätzen gelang. Mit der Dauer der Zeit wird das Thema wohl einfach in Vergessenheit geraten. Dazu versprochene Unterlagen habe ich bis heute leider nicht erhalten, so dass ich diese bis jetzt noch nicht einpflegen konnte.

DOLV
Mit den Wendejahren wurde in den neuen Bundesländern der Deutsche Orientierungslauf Verband (DOLV) gegründet, nachdem sich für die ostdeutschen Orientierungssportler alles änderte. Mit dem Ende des DWBO (Deutscher Verband für Wandern, Bergsteigen und Orientierungslauf) gab es die Chance dort seinen eigenen Weg zu gehen. Aus der heutigen Sicht dort zu urteilen ist leicht – für zahlreiche ostdeutsche Orientierungssportler war es heute ein Fehler den eigenen Verband wieder fallen zu lassen und in den DTB einzutreten – im ersten Moment winkte das große Geld und damit eine blühende Entwicklung. Genauer betrachtet wussten einige Entscheidungsträger im Osten Deutschlands schon damals, dass dies ein Fehler war, andere sahen vor allem die Vorteile und merkten erst im Laufe der Zeit, was diese Konstruktion eigentlich bedeutet. Aber auch in der Bundesrepublik und außerhalb mahnten zahlreiche Orientierungssportler. Am Ende ging es letztendlich auch um persönliche Ambitionen einzelner. Das damals der gesamte Eintritt der ostdeutschen Orientierungssportler alles andere als nach den geltenden Regularien des DTB geschah, ist auch gut in der sächsischen SOLI nachzulesen.

Interessant sind einige Zahlen der Orientierungssportler aus historischen Quellen im Osten Deutschlands vor der Wende (1987). Anzahl der Klubs: 227, Mitglieder(gesamt): 4.505, durchgeführte Wettkämpfe: 291.

DTB nach der Wende
Nach einem starken Aufschwung ging es auf Bundesebene auch stark bergab, was selbst Funktionäre im Technischen Komitee frustriert feststellen mussten. Eng verbunden ist dies mit der immer geringeren finanziellen Unterstützung der Orientierungsläufer von Seiten des zweitgrößten Verbands Deutschlands. Bis heute haben sich aber vor allem im Westen Deutschlands die Vereine eine starke Bindung zu ihren Landesturnverbänden erhalten und werden auch heute nach meiner persönlichen Einschätzung verhältnismäßig gut finanziert. Die Mitgliedszahlen und das Stimmenverhältnis bilden dabei vermutlich eine nicht unerhebliche Rolle. Gleichfalls besteht über den DTB die Möglichkeit für den Leistungssport Fördermittel des Bundesministeriums des Innern abzurufen.

Förderverein & DOSV
Dass es finanziell auf Bundesebene nicht mehr so weitergehen kann, wurde nach der Wende zeitnah festgestellt, so dass ein Förderverein 1993 gegründet wurde. Der inhaltliche Wunsch auch Weiterentwicklungen zu tätigen (Stichwort neue Homepage, Meldeportal etc.) brachte den Deutschen Orientierungssport-Verband (DOSV) auf die Bildfläche.

Interessant ist auch, dass bei den Mitgliedsnationen des Internationalen Orientierungssport Verbandes neben Deutschland nur die Länder Iran und Nordkorea zum heutigen Zeitpunkt keinen eigenen Verband vorweisen können.

Fazit

Wie wertvoll so ein Verband sein kann, konnten am vergangenen Wochenende in der Sächsischen Schweiz auch alle Teilnehmer feststellen. In Absprache mit den örtlichen Behörden, entsprechend der gültigen Verordnungen und den verabschiedeten Richtlinien im DOSV gingen die Teilnehmer im Rahmen zweier Landesranglistenveranstaltungen mit entsprechend Abstand auf ihre Bahnen und hatten zwei schöne Läufe.

Im Gegensatz dazu müssen alle Teilnehmer am übernächsten Wochenende bei den bayerischen Meisterschaften einen Test vorzeigen. Veranstalter ist der Bayerische Turnverband. Auch aus anderen Turnverbänden wurde die Info „Geimpft-Getestet-Genesen“ vermeldet. Dass es sich beim Orientierungssport um eine kontaktlose Sportart an der frischen Luft handelt, ist im Einheitsbrei der Turnverbände offensichtlich trotz allgemeiner Empfehlungen zur Bewegung in der freien Natur aktuell (noch) nicht als Besonderheit beachtet wurden.

Nun wird man sicher im Kreis der OLer in den Turnverbänden schauen, was sich in den kommenden Wochen und Monaten tut, wie sich die Beiträge (z.B. über die Startgelder) innerhalb des DTB entwickeln und wie diese ganzen Entwicklungen dann wieder zu rechtfertigen sind.

Beim Blick auf das aktuelle Technische Komitee im Orientierungssport als Entscheidungsgremium im Deutschen Turner-Bund wird ersichtlich, dass zahlreiche Positionen nicht besetzt sind. Gleichfalls ist der Altersdurchschnitt hoch. Für eine kontinuierliche Entwicklung ist dies zu viel Arbeit auf zu wenig Köpfen. Da es nur für den Leistungssport (BMI)-Gelder gibt und sonst die Finanzen sehr knapp sind, ist aber nachvollziehbar, dass dort kaum bzw. kein Interesse am Engagement besteht.

Es gibt den Spruch: Wenn dein Pferd tot ist, steig ab. So radikal würde ich das nicht sehen.

Auf Landesebene gibt es in einigen Bundesländern sehr viel Engagement. Dieses könnte auch problemlos in einem DOSV-Landesverband fortgeführt werden. Auf Bundesebene ist das Präsidium im DOSV schon gewachsen und voll besetzt. Hier wäre sicher eine breite Basis (weibliche Besetzungen, alle Sportarten vertreten) zur nächsten Wahl wünschenswert.

Alle Informationen zum DOSV gibt es hier.

Nachtrag 8.6.2021: Der Termin für die Bayerischen Meisterschaften wurde im Artikel aktualisiert. Aufgrund neuer Beschlüsse besteht die Möglichkeit, dass die Testpflicht noch vor dem Wettkampf fällt. In bestimmten Konstellationen (z.B. Sport in geschlossenen Räumen, Sport mit Menschenansammlungen) erachte ich persönlich Tests für sinnvoll.