Sudetenland Open 2021

28. Juni 2021

Um die Jahrtausendwende waren die Tyssaer Wände und das Areal darum ein intensiv genutztes Gebiet für deutsche und tschechische Orientierungsläufe. Danach war auch ich öfters zum Training und Entspannen in der Gegend. Nachdem ich knapp 10 Jahre gar nicht mehr dort war, kam die Einladung zum 4-Etappen-OL genau richtig. Es hat sich gelohnt.

Die Rahmenbedingungen waren relativ simpel. Während vor mehreren Monaten viele Teile von Deutschland in Corona-Lethargie verfallen waren, erhielt ich eine Einladung zum Orientierungslauf gleich hinter der deutschen Grenze. Da maximal 350 Starter zugelassen waren, galt es sich schnell zu entscheiden. Mit den Erinnerungen aus dem vergangenen Jahr inklusive der entspannten OL-Erlebnisse in Tschechien für die gesamte Familie war die Buchung für mich nur eine reine Formsache. Weitere sächische Orientierungsläufer hatten sich ebenfalls gemeldet. Da wenige Tage vor der Veranstaltung auch die Corona-Ampeln auf Grün schalteten, stand der Übernachtung im Umkreis der Läufe auch nichts mehr im Wege.

Warum ich die Tyssaer Wänder „vergessen“ habe, kann ich selbst gar nicht sagen. Von Dresden aus ist die Anreise sogar näher als in die Sächsische Schweiz. Geboten bekommt man dort eine beeindruckende Felsenstadt inklusive zahlreicher weiterer Sandstein-Felsformationen.

Bei insgesamt vier Etappen im Rahmen der Sudetenland Open galt es am Samstag und am Sonntag auf Karten im Maßstab von 1:3500 durch unterschiedliche Laufgebiete zu navigieren. Streckenlängen von bis zu 3 Kilometern klingen erstmal nicht so spektakulär, Laufzeiten jenseits eines Schnitts von 10min/km lassen die Anforderungen aber erahnen. Gewählt werden konnte eine von vier unterschiedlich langen und schweren Kategorien. Gestartet wurde jeweils nach freier Entscheidung in einem definierten Zeitkorridor.

Da unsere tschechischen Nachbarn auch bei der Wahl der Postenstandorte keinerlei Skrupel kennen, ging es wohl durch so ziemlich jede Schlotte, in jede Höhle und durch jeden Felsdurchgang, der irgendwie noch durch Menschen zu passieren war. So wurde auch viel gekrabbelt, gesprungen und vor allem auch gesucht, da selbst die Kartenaufnahme im gewählten Maßstab teilweise auch nur eine Verallgemeinerung zuließ. Interessant fand ich die graue Darstellung von Felsen auf mehreren Ebenen.

Karte

Trotz der glücklicherweise moderaten Temperaturen kamen viele Teilnehmer auch physisch an ihre Grenzen. Neben den zahlreichen Höhenmetern beim Auf und Ab in den Felsformationen waren die „offenen“ Waldabschnitte durch intensiven Heidelbeerpflanzenbodenbewuchs geprägt. In den weiteren Abschnitten ging es durch Bruchholzabschnitte und grüne Bereiche.

Also kurz zusammengefasst: Wer technisch anspruchsvollen OL mit besonderen Erlebnissen liebt, der kam am Wochenende voll auf sein Kosten.

Es hat in jedem Fall sehr viel Spaß gemacht. Für mich persönlich war die vierte Etappe eine zu viel. Die Kombination von geistiger und physischer Anforderung war doch gewaltig. So war ich froh, als ich auch das letzte Mal auslesen konnte.

Beeindruckt hat mich mal wieder die Region, welche sich vermutlich auch dank EU-Unterstützung in den vergangenen Jahren sehr gut entwickelte. Im Gegensatz zu meinem letzten Besuch waren alle Straßen neu gemacht, ein mondänes 4-Sterne-Hotel mit allerlei Spezialangeboten und Zugang zum See lud unweit des Wettkampfzentrums in Ostrov auch für zukünftige Übernachtungen ein.

LandschaftLandschaft 2

Warum der Zugang zur Felsenstadt in Tschechien kostenpflichtig ist, kann ich zwar aktuell nicht einschätzen. Allerdings erlebt man so etwas ja in Deutschland und Tschechien immer wieder. Beim OL ist man einfach am Kassenhäuschen vorbeigelaufen.

Auch sonst gab es bei den Wettkämpfen wie immer eine sehr gute Versorgung mit Essen und Getränken, viele nette Gespräche und gar nicht weit entfernt an eben jenem Hotel den angrenzenden schönen See mit weiteren Zugängen außerhalb des Areals, an dem viel Zeit verbracht wurde. Nicht wenige Teilnehmer nächtigten auf einem der beiden angebotenen Zeltplätze. Es war also wie immer beim OL irgendwo in der Welt ohne den langen Arm der deutschen Turnerbünde und der Dauerbeschallung in den deutschen Medien.

GegendEssen

Wenn ich so die Berichte über weitere Orientierungsläufe in Deutschland lese, dann sehe ich immer wieder Bilder, wo Menschen mit Masken drauf sind oder Personen verteilt auf einem Bild mit 1,5 Metern Abstand stehen. Bei den Hochschulmeisterschaften wurde der Shakehand zweier Personen mit „ein Haushalt“ beschrieben. OL-Absagen in Deutschland aufgrund der Rahmenbedingungen sind auch zu lesen. Ich bin ja mal gespannt, wie lang dies in Deutschland noch anhält. Aktuell gehen ja viele davon aus, dass uns die Rahmenbedingungen voraussichtlich noch eine Weile begleiten werden.

Mein Leben im Orientierungssport sieht glücklicherweise aktuell anders aus.