26. Juli 2024
Die Olympischen Spiele in Paris kündigen sich in großen Schritten an. Dort werden viele Höchstleistungen zu sehen sein. Es wird Gewinner und Verlierer geben. Als Orientierungssportler hat man diesmal auch die Möglichkeit einem „aus unseren Reihen“ die Daumen zu drücken. Trotzdem bleiben viele Zweifel an der Veranstaltung und dem Geschehen.
Der Internationale Orientierungssport-Verband (IOF) hatte über viele Jahre das Ziel verfolgt in die Reihen der aktiv sichtbaren Olympischen Sportarten aufgenommen zu werden. Zum aktuellen Zeitpunkt ist der Orientierungslauf olympisch anerkannt, wird aber im Rahmen der World Games ausgetragen. Die Sportart steht damit quasi auf der Warteliste. Die größten Chancen werden seit vielen Jahren dem Ski-Orientierungslauf zugesprochen. Mit der Aufnahme verbindet man mehr Fördergelder und Medienpräsenz. Vor einiger Zeit hat man sich von Seiten der IOF von dem primären Ziel der Aufnahme zu Olympia verabschiedet und nochmals die eigenen Werte in den Vordergrund gerückt, wo es bei Themen wie Nachhaltigkeit und Naturschutz auch nur bedingt Schnittmengen mit der Ausrichtung von Massenveranstaltungen wie den Olympischen Spielen gibt. Deutschland wird sich nach aktuellem Stand auch nicht für die World Games 2025 in China qualifizieren, was dann aus praktischer Sicht weniger Fördergelder für den Spitzensport bedeutet.
Bei Letzterem gibt es aus meiner Sicht auch immer ein lachendes und ein weinendes Auge. Den Schweizer Matthias Kyburz habe ich nun seit der WM 2012 in Lausanne auf dem Schirm. Ich bin stets ein Bewunderer seiner herausragenden Leistungen beim Orientierungslauf und auch Abseits davon. Ich bin gespannt, was er für eine Leistung beim olympischen Marathon in Paris abliefern kann. Seine gesamte Entwicklung im Erwachsenenbereich fühlt sich aus meiner Sicht von außen sehr natürlich an, wenn man so etwas von außen überhaupt beurteilen kann. Das ist auch so das Bild, was ich bei vielen Sportlern und Trainern im Orientierungssport habe, wohlwissentlich, dass es auch bei uns Schwarze Schafe geben wird. (Die fehlende Medienpräsenz hat aber auch manchmal Vorteile.) Daher hatte ich in meiner kurzen Zeit im Präsidiums des DOSV darum gekämpft, dass es einen unabhängigen Ansprechpartner geben muss, an den sich Kinder oder Sportler bei Problemen wenden können – und das kann nicht das allgemeine Sorgentelefon sein. Die Entwicklung wurde angestoßen, auch wenn ich leider noch kein endgültiges Resultat auf der Homepage sehen kann.
Wirklich angewidert bin ich aber bei Themen wie dem Ausnutzen von Kindern und Nachwuchssportlern. Dabei gibt es einige Sportarten, die dafür offensichtlich besonders prädestiniert sind, auch wenn die Tendenz zu immer jüngeren Nachwuchsleistungssportlern wohl übergreifend ist. In Deutschland gab es dort vor einiger Zeit den Fall der Turntrainerin Gabriele Fehse, welche inzwischen nicht mehr in Chemnitz arbeitet. Betrachtet man den Leistungssport bei den Turnern weltweit, dann findet man inzwischen zahlreiche Fernsehbeiträge über Verbandszustände rund um den Globus, wo Athleten von psychischer Gewalt, körperlicher Züchtigung, unzumutbaren Schmerzen, Erschöpfungszuständen sowie der Kontrolle des Gewichts und der Aktivitäten außerhalb des Trainings berichten. Gerichtsprozesse gab es dort nicht nur in Deutschland, sondern auch Frankreich, Großbritannien, USA, … . Da dort in diesem System inzwischen so viel Geld im Umlauf ist, gibt es von vielen Seiten wohl kein großes Interesse, dass sich an den Zuständen wirklich etwas ändert. Für mich als Elternteil und Trainer waren die aktuellen Fernsehbeiträge auf ARTE nur schwer zu ertragen.
Dass man als Orientierungssportler in Deutschland dort mit Kinderschändern und verurteilten Straftätern im Sport in einen Pott geworfen wird, da man gezwungenermaßen auf übergeordneter Verbandsebene Teil dieser „Turnfamilie“ ist, ist auch kaum ertragbar.
Zumindest als Funktionär hatte ich mich nach umfassenden Diskussionen mit dem Austritt aus dem DOSV-Präsidium dort klar von den aktuellen Strukturen und Zugehörigkeiten zum DTB distanziert.
ARTE: Kinder im Spitzensport