25. August 2024
Welche Temperaturen hält der menschliche Körper eigentlich aus? Wann ist man noch leistungsfähig und wann schaltet der Körper ab? Wie lange braucht man nach einer Einheit bei heißen Temperaturen, um sich zu erholen? All das sind Themen, die mit einer zunehmenden Klimaerwärmung für den Menschen eine Rolle spielen. Beim letzten OL-Wochenende in den Sandsteinformationen bei Turnov (Tschechien) konnte ich diese Problematik am eigenen Körper hautnah erfahren.
Grundsätzlich gibt es ein paar Regeln, die man sich als Sportler im Laufe der Jahre angeeignet hat. Gerade wenn man sehr wenig trainiert (ein- bis zweimal die Woche), dann weiß man, dass die Einheiten primär gut sein müssen, damit diese etwas bringen. Folglich wird nur trainiert, wenn der Körper sagt es passt und wenn die Rahmenbedingungen stimmen, es beispielsweise nicht zu warm ist. In der Praxis bedeutet das gerade im Sommer oft das Training am frühen Morgen, wenn es noch kühl ist.
Wenn man Wettkämpfe bestreitet oder bestreiten will, dann ist man auf die Gegebenheiten vor Ort angewiesen, d.h. entweder man akzeptiert die Bedingungen oder man startet nicht. In der Verantwortung ist man als Erwachsener also selbst.
Mit viel Vorfreude ging es Mitte August nach Valečov in die Sandsteinformationen südlich von Turnov. Die Außentemperaturen lagen um die 30 Grad. Als Kenner dieser Waldgebiete weiß man, dass es in den Wäldern und an den Felsen dann nochmals ein paar Grad wärmer wird. Durch die vielen Höhenmeter in den Felsgebieten war ein physisch forderndes Wochenende zu erwarten.
Von der Ergebnisseite ist das relativ schnell erzählt, nach 2 von 3 Etappen kristallisierten sich in meiner Altersklasse 4 Personen raus, die alle um den Sieg liefen und wohl innerhalb von 2 Minuten lagen. Am Ende bin ich dann der vierte von dieser Gruppe an der Spitze des Feldes geworden. Da für mich Siegerehrungen im Seniorenbereich sowieso nicht wichtig sind und ich das eher als notwendiges Übel ansehe dort präsent zu sein, wenn man aufgerufen wird (da sich das aus meiner Sicht so gehört), ist das für mich grundsätzlich ok. Seit jeher ist eher der Weg das Ziel.
Die Hitzeerfahrungen waren aber erstmals auf einem neuen Level, was mich dazu bringt, grundlegend über das Thema nachzudenken. Auf der ersten Etappe gegen Samstagmittag war es im Wald wirklich richtig warm, zwischenzeitlich war konditionell der Ofen komplett aus, auch wenn ich noch in der Lage war das soweit technisch ganz gut über die Bühne zu bringen. Trotzdem musste ich mich danach erstmal 10 Minuten im Zielbereich hinlegen und die Beine hochnehmen. Ich hatte mal auf einem Laufband mit OL-Aufgaben das Problem der einsetzenden Hyperventilation – der Zustand im Ziel fühlte sich danach ähnlich an.
Warum ich fast der letzte Starter auf der ersten Etappe (Mitteldistanz) war und dann ganz vorn in der Startliste beim anschließenden Sprint stand, wissen die Ausrichter vom SC Jicin wohl nur selbst. In jedem Fall kam bei dieser zweiten Einheit nach kurzer Erholungsphase dann nach 2/3 des Rennens der sogenannte Mann mit dem Hammer, so dass technisch zunächst nichts mehr ging. Da ich diesen Zustand aber schon kenne, habe ich das Problem nach 2 Posten und einer Minute Zeitverlust lösen können, entsprechend das Tempo rausgenommen und bis zum Ziel ausschließlich sichere Varianten gewählt, wo ich nicht mehr wirklich nachdenken musste. Glücklicherweise ging das selbst beim Sprint in den Felsen ganz gut.
Zur abschließenden dritten Etappe am Sonntag gab es dann einen Zustand, der selbst für mich neu war. Die Batterien waren in der Nacht wieder ein wenig aufgeladen, so dass der Wettkampf bis zur Hälfte ganz gut lief. Es gab nur wenige kleine Fehler zu verzeichnen, laut Zwischenzeiten war ich auch vorn. Nach der Hälfte des Rennens war die Kombination aus fehlender Kraft und Hitze dann aber soweit fortgeschritten, dass selbst die Standardprogramme nicht mehr abgerufen werden konnten. Ich war komplett platt und es setzte eine „egal-Mentalität“ ein. Mehrere Posten wurden komplett kopflos und ohne wirklich zu Orientieren angelaufen. Das gipfelte dann im Laufen auf den falschen Berg. Ins Ziel gerettet haben mich dann gegen Ende der Bahn ein paar einfache Posten und die Gewissheit, dass ich dort Flüssigkeit erhalte.
Für mich persönlich war die Kombination aus 3 Wettkämpfen in kürzester Zeit bei den Temperaturen einfach zu viel. Im Nachgang benötigte ich dann auch 3 Tage, um halbwegs wieder auf ein vernünftiges Level zu kommen.
All das waren aber Warnzeichen, um dort in Zukunft die Ansätze zu ändern. Letztlich kippen bei Laufveranstaltungen immer wieder Menschen um.
Im Nachgang fand dann auch eine Analyse mit meinem langjährigen Trainer zu Nationalmannschaftszeiten statt. Fazit war, dass der Wasser- und Elektrolythaushalt elementar ist. Über Nacht hatte ich die Reserven offensichtlich gut aufgefüllt. Beim Wettkampf war dann aber alles aufgebraucht. Für die Zukunft sollte daher das Ziel bestehen auch beim Lauf noch Nachschub mitzuführen, sofern solche Extrembedingungen bestehen.
Für mich war das in jedem Fall eine gute Warnung, um sich mit den geänderten Rahmenbedingungen auseinanderzusetzen damit auch in Zukunft der Spaß beim OL nicht verlorengeht.
Etappe bei Livelox (Platz 1-3 fehlt)