Einheitsfeier in Dresden

5.Oktober 2016

Direkt von den Deutschen Meisterschaften über die Langdistanz bin ich am Sonntagnachmittag nach Dresden gereist, um insgesamt 1,5 Tage in meiner Heimatstadt die deutsche Einheit mit Freunden und Gästen aus der ganzen Welt zu feiern.

Da die öffentliche Berichterstattung mit der erlebten Realität massiv auseinandergeht, habe ich mich entschieden, das Erlebte in Verbindung zu den aktuellen Berichten zu setzen.

Grundsätzlich stelle ich fest, dass seit Wochen und Monaten Sachsen massiv im Blickpunkt der Öffentlichkeit steht. Während sich die Berichterstattung zunächst noch vor allem auf Dynamo Dresden Fans und Pegida konzentrierte, gibt es inzwischen zahlreiche Anlässe, über die es umfangreich zu berichten gilt. Eine klare Minderheit in Sachsen bekommt inzwischen regelmäßig eine Plattform medienwirksam ihre Botschaften und Aktionen in Deutschland und der Welt zu präsentieren. Das geht soweit, dass in einer Stadt mit wohl ca. 545000 Einwohnern und ca. 450000 Gästen während der Einheitsfeier eine Gruppe von ca. 300 Personen in den Mittelpunkt gestellt wird und somit über alle Anwohner von Dresden ein Generalverdacht gestellt wird.

Kurz zu den Fakten: Am Sonntagnachmittag reiste ich erstmals in das Dresdner Zentrum und erkundete die Meile der Bundesländer, lauschte der Musik im Pavillon von Baden Württemberg, beobachte verschiedene Ausstellungen und tanzte ein wenig im Berliner Zelt. Zum Abschluss ging es an das Elbufer, wo eine beeindruckende Animation am Elbufer und ein Feuerwerk einen Überblick über das Erreichte in Sachsen, Deutschland und Europa gab.

Am nächsten Tag bestand das Ziel das gesamte Festgelände abzulaufen und so viel wie möglich zu erleben. So begann ich am Hauptbahnhof und arbeitete mich Stück für Stück durch das ganze Areal. Dass an diesem Tag offensichtlich intensiver Kommunikationsbedarf bestand, las ich erstmals gegen 11 Uhr als ein Tilman Steffen (die Zeit) via Twitter mitteilte, dass vor der Frauenkirche Politiker von ca. 200 Personen angefeindet wurden. Den gesamten Ablauf habe ich auf Facebook dokumentiert. Das werde ich im Anschluss 1:1 darstellen.

Ich lief zunächst durch die Ausstellung der in Sachsen beheimateten Brauereien, stoppte bei der Deutschen Welle und informierte mich, wer die Ansprechpartner für eine bessere Öffentlichkeitsarbeit sind. Im Anschluss ging es zur Landeszentrale für politische Bildung, wo ich u.a. auf einem Foto meinen Wunsch nach einer breiteren medialen Berichterstattung Ausdruck verlieh. Danach informierte ich mich über die Bewahrung von Mahnmalen der DDR-Zeit, ging zum großen Zelt des Bundestages und konnte Manuela Schwesig im Areal des Bundesrats fast die Hand geben. Weitere Informationen holte ich mir bei Projekten zum zukünftigen Breitbandausbau. Beim Bundesamt für Strahlenschutz konnte ich für mich die neue Information erhalten, dass Deutschland aktuell schon Endlagerstätten für gering und mittel strahlende Objekte hat. Gleich daneben informierte ich mich in einem intensiven Gespräch über den zukünftigen Ausbau von Gleichstromtrassen zur Energieverteilung in Deutschland. Danach ging es wieder zu den Bundesländerzelten mit Speisen und Getränk. Im sächsischen Zelt konnte ich eine spontane internationale Performance mit Freunden und Bekannten beobachten. Überrascht war ich, dass sich Personen aller Altersklassen mitreißen ließen. Im Anschluss wurde gemeinsam getanzt und in verschiedenen Sprachen miteinander diskutiert. Ich beendete den Tag mit dem Besuch weiterer Bundesländerzelte sowie einem Konzert von Purple Schulz. Nach 9h war ich geschafft aber zufrieden zu Hause. Dann begann das intensive Medienstudium.

Die Analyse kopiere ich direkt von meinen Einträgen aus Facebook:

Eintrag 2 (3. Oktober 16:07 Uhr):

Uwe E. Nimmrichter: Tanz baut Brücken. Performer um Wagner Moreira treten der Demonstration von Pegida entgegen. Sie schaffen eines: Gemeinsam tanzen, Christen, Muslime, Atheisten... Und am Ende hat sich bei MASSA MOBIL die Demonstration aufgelöst. Tanz und Musik waren stärker als Geschrei. Danke. Es war ein guter Tag. Dresden ist weltoffen und eine tolle Stadt.

Eintrag 3 (3. Oktober 19:07 Uhr): (Link)

Daniel: Purple Schulz - Dresden ist eine geile Stadt. Extremisten sind laut, klar in der Minderheit aber werden gehört. Die breite Bevölkerung muss noch deutlicher ein Zeichen dafür setzen, dass diese klar in der Minderheit sind.... Danke für diese Worte von einem "Externen".

Daniel: 1,5 Tage auf dem Fest unterwegs gewesen, mit unendlich vielen Leuten gesprochen, sich informiert, getanzt, zugehört oder einfach relaxt. Bin gespannt auf die Berichte über die Störenfriede, über die in den unterschiedlichsten Medien umfangreich berichtet wird. Ich war leider (oder zum Glück?) immer am falschen Ort. Im Fernsehen oder in den Tageszeitungen werde ich sicher umfangreiches Material finden wie die Einheitsfeier in Dresden eigentlich war....

Daniel: Die Zeit (Tilman Steffen) widmet 200-300 Idioten eine ganze Mitteilung und schreibt von einem schlechten Tag für Dresden. Wie viele tausende Teilnehmer waren auf der Feier? -> siehe Twitter Beitrag: ""Haut ab", "Volksverräter", "Widerstand" – ca 200 #Pegida an der Frauenkirche spulen ihr Vokabular ab, als Merkel zur Semperoper wechselt.

Daniel: Am blauen Wunder sind wohl 300 Gegendemonstranten unterwegs gewesen. Von weiteren 300 Personen (die selben wie vor der Frauenkirche?) und abweisenden Sprechchören bei der Rede von Stanislaw Tillich auf dem Theaterplatz wird berichtet. Mal sehen ob noch an weiteren Stellen Personen unterwegs waren. Insgesamt besuchten wohl um die 450000 Teilnehmer aus der ganzen Welt die Feierlichkeiten.

Daniel: Pegida war wohl auch, dort wird von "mehr als 1000" durch Redakteur der Zeit Tilmann Steffen gesprochen, mal sehen was die Zahlen in den nächsten Tagen sagen. Über die 300 Personen vor der Frauenkirche wird in den nächsten Tagen wohl umfangreich mit dem Hintergrund berichtet, dass die Dresdner nichts gegen diese Auswüchse der dort getroffenen Meinungen tun.

Eintrag 4 (3.Oktober 22:14 Uhr):

Daniel: Interessante Äußerung im Qualitätsmedium "msn": Bundestagspräsident Norbert Lammert (CDU) hinterfragte die ausbleibenden Reaktionen der Zehntausenden übrigen Festteilnehmer. "Was mich ernüchtert hat: Dass eine so kleine, lautstarke Minderheit von der großen Mehrheit das Feld überlassen bekommen hat", sagte er unserer Redaktion. Liebe Redaktion: Nicht jeder läuft den ganzen Tag durch die Gegend und hofft an der nächsten Ecke (ähnlich wie Claudia Roth) ein paar Minderbemittelte zu finden, die nachweislich weder Anstand noch Manier haben. Vielleicht ist genau das auch die Message, dass die 450000 Teilnehmer einfach eine gute Zeit hatten und keiner diesen Subjekten irgendeine Aufmerksamkeit widmete. Das Ignorieren der Medien wäre aus meiner Sicht der richtige Ansatz. In der heutigen Zeit werden aber vor allem die schlechten Seiten einer Gesellschaft gezeigt. Der Tag der deutschen Einheit ist ein Tag zum Feiern. Genau das haben auch die meisten Personen in Dresden gemacht! Ich habe jedenfalls mit Menschen aus der ganzen Welt in Dresden gefeiert.

Daniel: Heute war Zeit Journalist Tilmann Steffen bei Markus Lanz und hat nochmal über seine schlimme Zeit in Dresden berichtet. Nach Rückfrage von Kabaretttist Bruno Jonas hat dieser mitgeteilt, dass vor der Frauenkirche nur wenige Hunderte waren. Darauf die Frage von Bruno Jonas: Muss man das wegen so ein paar Menschen so hoch kochen und die Bilder so zusammen schneiden? Darauf konnte Tilmann Steffen nicht antworten. Nach der nächsten Frage des Kabarettisten zum Thema Differenzierung war Ruhe. Wo sind wir hier in den Medien inzwischen bitte gelandet?

Eintrag 5 (5.Oktober 10:20 Uhr): 

Daniel:Wieviel Pegida steckt in ganz Deutschland? Eine Nachricht, die wohl mal wieder untergehen wird: Dresden. Der Polizeiführer, der den Anhängern des fremdenfeindlichen Pegida-Bündnisses bei der Demonstration zur Einheitsfeier in Dresden einen "erfolgreichen Tag" gewünscht hatte, ist Mitglied der niedersächsischen Polizei. Das bestätigte ein Sprecher der Zentralen Polizeidirektion Niedersachsen unserer Redaktion. Mit dem Beamten werde ein Gespräch geführt, sagte der Sprecher weiter. Viele der rechtsgerichteten Demonstranten hatten sich mit Jubel und Klatschen bei dem Beamten bedankt.

Nachträgliche Anmerkung/Statistik auf Anfrage: In Sachsen existiert ein Problem mit Extremismus (rechts/links), welches zielgerichtet auf allen möglichen Ebenen angegangen werden muss. Ausländerfeindliche Übergriffe sind ein gesamtdeutsches Problem, wobei vor geraumer Zeit in Absolutzahlen pro Bundesland die Statistik veröffentlicht wurde, dass die meisten ausländerfeindlichen Übergriffe in Nordrhein-Westfalen stattfinden. Die NPD ist in Sachsen und Mecklenburg-Vorpommern aus dem Landtag geflogen. Die AFD ist sowohl in Baden-Württemberg, Berlin als auch bei den Wahlen in den ostdeutschen Ländern in den Landtag eingezogen. Auch bei den Kommunalwahlen in Niedersachsen zog die Partei in die entsprechenden Gremien ein. Die ehemalige Pegida Frontfrau Tatjana Festerling kommt aus Wuppertal und hat in Hamburg die AFD mitgegründet.