Klimaschutz und Orientierungssport

16. Mai 2021

Im Orientierungssport wurden in den vergangenen Jahren die unterschiedlichsten Weichen gestellt, so dass beispielweise eine zeitgemäße Homepage vorhanden ist. Im Forum des Deutschen Orientierungssport-Verbandes wurden nun Themen des Klimaschutzes zur Debatte gestellt. Aus meiner Sicht ist das eine wichtige Diskussion.

Zunächst zur Gesamteinordnung meiner Person zur Thematik: An der Technischen Universität Dresden war das Thema physische Geographie (wozu auch das Klima zählt) im Zuge meines später erlangten Diploms ein wesentlicher Eckpunkt meines Abschlusses. Am Leibniz-Institut für ökologische Raumentwicklung habe ich mich im Rahmen der Diplomarbeit auf Basis von selbst geschriebenen Softwaremodellen intensiv mit aktuellen Landschaftsthemen auseinandergesetzt. Schon während des Studiums musste ich feststellen, dass das, was zum aktuellen Zeitpunkt eigentlich notwendig ist, bekannt ist. In Deutschland wurde dies aber medial und politisch meist unzureichend aufgezeigt, diskutiert und angegangen.

Nicht zuletzt muss ich bis heute feststellen, dass beim Thema Klimaschutz medial nicht selten zwei Seiten gegeneinander ausgespielt werden. Auf der einen Seite stehen Namen wie Greta Thunberg und Luisa Neubauer mit massiven Änderungsforderungen und auf der anderen Seite z.B. die deutsche Autoindustrie mit Horrorszenarien oder der Bürger, der in direktem Umfeld die Auswirkungen spürt oder z.B. über erhöhte Strompreise den Klimaschutz schon jetzt bezahlen muss. (Über die später kommenden Folgekosten und die eigentlich schon jetzt notwendigen Umlagen auf die größten Verursacher schreibe ich nichts.)

Aus meiner Sicht ist diese Polarisierung die falsche Herangehensweise. Beim Klimaschutz gewinnen alle Seiten, sofern man dort den Menschen nicht seinen Stempel aufdrückt bzw. diese gegeneinander ausspielt, sondern mitnimmt und Möglichkeiten schafft. Andere Länder zeigen beispielsweise, wie Klimaschutz die Lebensqualität steigert und Arbeitsplätze schafft.

Klimaschutz wird oft in Zusammenhang zu den Maßnahmen gesetzt, welche den nachweislich menschgemachten Teil der globalen Erwärmung betreffen. Allgemeine Schwankungen und nicht genau definierbare bzw. begründbare Veränderungen werden dabei gern vermischt bzw. als Gegenargument gebracht. Entsprechende Literatur oder Videos erläutern Ursachen und Wirkungen aber im Detail. Das beliebte Argument "andere machen weniger oder gar nichts" ist nicht mein Ansatz. Aus meiner Sicht sollten wir nach bestem Wissen und Gewissen handeln.

Was sind hier Beispiele beim Orientierungssport:

Getränkeposten OL

Ich erinnere mich an Diskussionen zur Getränkeversorgung und dem Ausschank im Zielgelände oder an Getränkeposten. Dort wurde immer wieder diskutiert, ob Einwegbecher oder Mehrwegbecher verwendet werden. Alternativ gibt es den Ansatz, dass Teilnehmer ihren eigenen Becher mitbringen können. Bei den beiden letzteren Ansätzen sinkt für die Ausrichter der Müllberg, je nach Lagermöglichkeiten sind die Investitionen bei Mehrwegbechern auch über einen definierten Zeitraum wieder drin.

Beim Thema Essen konnte ich über eine vegane Versorgung staunen, welche es bei Wettkämpfen parallel zum Kuchenangebot gab und sehr gut angenommen wurde. Eine breitere Vielfalt verringert den Fleischkonsum und macht die Sportart auch für andere naturbewusste Menschen mit entsprechendem Lebensgefühl interessant.

Beim Thema Anreise gibt es immer wieder Teilnehmer, die mit Fahrrädern anreisen. Lokal und regional setzen wir z.B. in Dresden nach Möglichkeit auf den ÖPNV. In der Vergangenheit war es bei längeren Reisen normal mit dem Zug zu fahren. Dort hatte ich im Rahmen der SAXBO mit der ansässigen Verkehrsgesellschaft Absprachen getroffen. Aufgrund der Rahmenbedingungen fand der Wettkampf bisher noch nicht statt. Bei der Anreise mit dem Zug kann man grundsätzlich die Zeit intensiv nutzen und sich gleichfalls frei bewegen. Die Anreise mit dem Rad steigert die eigene Fitness.

Dies sind 3 konkrete Ansätze, welche aufzeigen, dass direkter oder indirekter Klimaschutz Mehrwerte bietet.

Ungünstig wird es für alle Beteiligten nur dann, wenn nicht agiert, sondern lediglich reagiert wird, wenn Themen also bewusst oder unbewusst verschlafen werden.

Im technischen Komitee besteht ein Ressort „Umwelt und Naturschutz“. Mit Hinblick auf das Thema Klimaschutz konnte ich dort etwas zur ökologisch bestmöglichen Durchführung von Orientierungssport-Veranstaltungen lesen. Ein Verhaltenskodex liegt aktuell als Entwurf vor. Zentrale Themen beleuchten mehr die Vereinbarkeit der Ausführung unserer Sportarten in der Natur. Umso wichtiger ist es, dass Fragen zum Klimaschutz im Orientierungssport in Deutschland aufkommen, angenommen und umfassend diskutiert werden.

Bundespolitik

Sonst passiert womöglich genau das, was auch auf Bundesebene passiert. Das Bundesverfassungsgericht hat das Klimaschutzgesetz in Teilen für verfassungswidrig erklärt. Auch wenn ich im Rahmen der Familie oder beispielsweise mit grünen Politikern vortrefflich über die Art und Weise der Ursachen, Auswirkungen und die Umsetzung diskutieren kann (Stichwort Wirtschaft), so ist es signifikant ersichtlich, dass die vergangenen Jahre in Deutschland zu wenig und  teilweise auch falsch gehandelt wurde. Während z.B. für den Kohleabbau ganze Dörfer und Wälder weggebaggert werden können, stehen bei regenerativen Ansätzen und beispielsweise Trassen für den Zugverkehr aktuell weit weniger gesetzliche Rahmenbedingungen zur zeitnahen oder generellen Umsetzung zur Verfügung.

Ein beliebiges Beispiel ist hier die Riege der CSU-Verkehrsminister Ramsauer, Dobrindt und Scheuer, welche zwar vortrefflich die Auto- und LKW-Lobby unterstützt haben. Bei zentralen Themen, wie dem Bahnverkehr (Stichwort Rotterdam-Genua-Linie), wartet der Rest von Europa aber bis heute auf Deutschland. Hierzlande versuchen wir stattdessen Autobahnen für LKW zu elektrifizieren.

So bleibt zu hoffen, dass wir als Orientierungssportler eher die zentralen Themen erkennen, diskutieren und auch handeln. Letztendlich geht es hier vor allem auch um kommende Generationen. Aus meiner Sicht bietet das gesamte Thema viel Potenzial für unsere Natursportart. Im DOSV-Forum wurde die Diskussion dazu eröffnet.

Klima-Schutz-Urteil (ZDF, 29.04.2021)     Klima-Diskussion zum Ökumenischen Kirchentag (15.05.2021)        Artikel Rotterdam-Genua-Korridor